Halbtagesausflug der ETVV Bern-Mittelland "Galgen-Tschugger-Polizei"

Sicherheit einst und jetzt – Besuch im Dorfmuseum Konolfingen am 23.5.2018

-Werner Schmidiger- 47 Eidgenössische Turnveteraninnen und Turnveteranen der Gruppe Bern-Mittelland sowie deren Verwandte oder Gäste - eine sehr hohe Zahl -  fühlten sich offensichtlich vom spannenden Thema (siehe Titel!) angesprochen und wollten sich die interessante Führung in Konolfingen nicht entgehen lassen. Und so viel gleich vorweg: Im Flyer, der uns im Vorfeld den Besuch des Dorfmuseums „alter Bären“ schmackhaft machte, wurde nicht zu viel versprochen!

Turnveteranen als kompetente Führer

Die drei Führer verstanden es ausgezeichnet, uns viele interessante Détails in den zahlreichen, liebevoll eingerichteten, Zimmern zu vermitteln. Und wir hatten ja fast ein „turnveteranisches Heimspiel“, waren doch mit Andreas Maurer und Willi Blaser gleich zwei davon Mitglieder unserer Gruppe. Die beiden sind  übrigens als Vorstandsmitglieder des Vereins „alter Bären“ massgebend am Erfolg des weit herum bekannten Dorfmuseums beteiligt, Andreas als Präsident und Willi, zuständig für Medien und Werbung. Vielen herzlichen Dank! Der Umstand, dass es den Rahmen dieses Berichtes sprengen würde, wenn  man alle gesehenen Museums-Zimmer und /-Gegenstände näher beschreiben möchte, zeigt auf, wie umfangreich die Sammlungen sind. Deshalb in der Folge nur ein paar wenige Müsterchen, teilweise gar zum Schmunzeln. Bei der zur Zeit laufenden Sonderausstellung „Galgen-Tschugger-Polizei“ liegt auf der Hand, dass das Wesen, Wirken und die Entwicklung der Polizeiarbeit einen grossen Stellenwert einnehmen. Was hätte wohl der „Galgenhubel“ alles zu erzählen, wurden dort doch zum Tod Verurteilte gehängt und, kaum zu glauben, noch tagelang am Strang hängen gelassen. Damit wollte man offenbar die Menschen vor Untaten abschrecken! In der früheren Gaststube des „alten Bären“ wurde uns aufgezeigt, wie sich die Aufgaben, die Ausrüstung und die Erwartungen an die Polizei im Laufe der Jahrhunderte gewandelt haben. Viele Sachen treffen wir heute noch an….wenngleich auch etwas anders. Im Jahr 1804 erhielten die damaligen „Landjäger“ in Sachen Bewaffnung pro Jahr ½ Pfund Pulver und gleichviel grobes Schrot. Das Pulver an sich ist verschwunden, Schrot gibt es  -  als Gummischrot -  heute noch. Ausschreitungen und Demonstrationen lassen grüssen. Und sogenannte Fussfesseln (im heutigen Strafvollzug) als Erfindung der Neuzeit zu bezeichnen, wäre auch falsch, denn die Geschichte von Hudi Eiseli beweist dies. Der arme Kerl kam damals wegen einer Straftat ans „Tütschi“, das heisst, es wurde ihm ein schwerer Holzklotz an das Bein gekettet. Zur Herkunft des 1936 vom Berner Polizeidirektor als Schimpfwort bezeichneten „Tschugger“ gibt es unterschiedliche Erklärungen. Stammt es vom hebräischen chockar (erspähen) oder – eher – von Tschugg, (frühere Polizisten stammten aus dieser Ortschaft im Seeland)?  Und wen bezeichnen wir heute als „Schlitzohr“? Auch zu diesem Wort hört man im Museum in Konolfingen eine mögliche Herkunftserklärung. Damit früher die sogenannten oft gleichenorts wieder auftauchenden Landstreicher bei ihren Taten im Wiederholungsfall sofort zu erkennen waren, wurden ihnen die Ohren aufgeschlitzt. Kann man sich in der heutigen Zeit so etwas vorstellen…..? 

Erinnerungen an Grossmutters Zeiten

waren im Wäsche-/Nähzimmer zu bewundern und dabei dürften die Augen einiger Besucher – vor allem Besucherinnen – doch etwas geleuchtet haben. Wie gestaltete sich die Hausarbeit vor 100 und mehr Jahren? Waschen und Glätten als Knochenarbeit. Die Zeit ohne Kunstfasern und das Entstehen der Seifenfabrik in Stalden mit der Blütezeit bis nach der Mitte des 20. Jahrhunderts. Mit all den ausgestellten Utensilien fühlte man sich tatsächlich ein wenig in Grossmutters Zeiten versetzt.

Eisenbahn - Musik - Doktorstube

Unter anderem ein altes Bahnhofschild „Stalden“ und die Loki der Burgdorf-Thun-Bahn erinnerten an die Frühzeit der Eisenbahn und die erste elektrische Vollbahn Europas von 1899.
Wem sagt der Name Oskar Friedrich Schmalz etwas? Erinnerungen an diesen berühmten Jodlervater und seine Frau sind unter anderem im Musikzimmer zu bestaunen und in der Doktorstube wird die Apotheke der Arztfamilie Schüpbach gezeigt. Die Wenigsten wissen, dass hier gleichzeitig auch das zahnärztliche Institut seine Wurzeln hat. Es darf davon ausgegangen werden, dass es jener Turnveteran, der im Apothekenschrank eines dieser wunderbar von Hand beschriebenen Medikamenten-Gläser begutachtete, nicht auf den (möglichen) Inhalt abgesehen hatte. Beschriftung: Morphium….

BAMG - Traktorführer-Lohn

Konolfingen ohne Hinweis auf „Bernese alps Milk Co.“, den wichtigsten Industriebetrieb dieses Dorfes, geht gar nicht! Deshalb war logisch, dass in einem Zimmer nebst der Geschichte der Fabrik Berner Alpen Milch Gesellschaft (BAMG) der Aufstieg zum Grosskonzern Ursina sowie die Integration in den Weltkonzern Nestlé inkl. die Milchverarbeitung genauer beschrieben worden sind. Hier war auch – trotz Datenschutz  :-) - ein interessantes Détail sichtbar: Traktorführer Ferdinand Künzi, geboren 1924, früher Metzger, verdiente im ersten Lehrjahr Fr. 5.— im Monat (in der RS Fr. -.80 pro Tag). Arbeitsbeginn: In der Regel 02:30 Uhr!

Mit diesen und vielen anderen Erinnerungen fand der interessante Nachmittag nicht etwa bei „Wasser und Brot“, sondern bei Wurst, Brot, Mineral und Bier einen flotten Abschluss, auch dank Susi Blaser, die Ehefrau von Willi, welche die durstigen und hungrigen Mäuler versorgte.   

Schnappschüsse vom Museumsbesuch von Andreas Lehmann, Ruedi Strüby und Werner Schmidiger

Zurück