Halbtagesausflug der ETVV Bern-Mittelland Konzert Theater Bern

Viel Arbeit im "Untergrund" "Konzert Theater Bern" am 23.5.2019

-Werner Schmidiger- 3 Veteraninnen und 27 Veteranen der eidgenössischen Turnveteranen-Vereinigung Bern-Mittelland und 15 Angehörige erhielten am 23. Mai 2019 Einblick in die vielfältigen und eher unbekannten Teile des „Konzert Theater Bern“ (Stadttheater). Gross war das Interesse an der Führung mit Blick hinter die Kulissen. Die hohe Beteiligung bestätigte dies und es lohnte sich, dabei zu sein, denn die zwei kompetenten Referenten vermittelten viele interessante Détails.

Die Turnveteranenschar  wurde am frühen Nachmittag vor dem Stadttheater von einem grossen, goldenen Elefanten, als Symbol und "Magnet" des zur Zeit laufenden Schauspiels "Der Elefant von Murten", empfangen. Das beim Eingang stehende Tier "rüsselte" nicht! An dessen Stelle begrüssten Ruedi Strüby, der umsichtige Organisator dieser eineinhalbstündigen Führung, und der Schreibende die gutgelaunte Gruppe.
"Wow!", könnte bei all jenen Besucherinnen und Besuchern über deren Lippen gerutscht sein, die erstmals in den vierstöckigen Besuchertrakt dieses imposanten Gebäudes nahe des Kornhausbrücke eintraten. Die beiden  Führer Hansueli Schafroth und Andrea Ceschia verstanden es ausgezeichnet, einen Einblick in das "Innenleben" des 1903 eröffneten Stadttheaters von Bern zu geben. "Die 45 Millionen Schweizer Franken, die bei den grossen Renovationen 1982/83 und vor zwei Jahren verbaut worden sind, sieht man auf den ersten Blick eher nicht, aber man spürt sie zum Teil……beim Sitzen", meinte Schafroth lächelnd zu den Turnfreunden, die sich zum kurzen Einführungsreferat in die komfortablen roten Sitze fallen liessen.

Vorlaufzeit, Akustik, Beleuchtung

Bis eine Produktion bühnenreif ist, sind ein bis zwei Jahre intensive Vorbereitung mit enger Zusammenarbeit zwischen Regie, Orchester, Bühnenbildner und Künstlerinnen und Künstlern notwendig.
Dass keine Verstärkeranlagen benutzt werden müssen, zeugt von guter Akustik, und die rund 500 Beleuchtungskörper (!) sorgen bei den Veranstaltungen wohl jeweils für die nötige "Wärme".

Orchester- statt Bärengraben

Mit dem Blick hinunter in den imposanten Orchestergraben, der bei Bedarf rund 70 Musizierenden Platz bietet, wurde mit einem ersten Hinweis aufgezeigt, was sich im Untergrund befindet. Wer üblicherweise  o b e n  Schauspiele, Musiktheater oder Konzerte des Berner Symphonie-Orchesters geniesst, erahnt wohl kaum, was      u n t e n  auf verschiedenen Etagen alles geschieht beziehungsweise platziert ist. Enge Platzverhältnisse herrschen vor! Die "Möbeler", wie die Schreiner, Maler und Metallfachleute genannt werden, verrichten aus Platzgründen ihre wertvolle Arbeit in einer Werkstatt in der Felsenau, was wiederum mit viel logistischem Aufwand (Materialtransporte) verbunden ist. Durch enge Gänge spazierend sind links und rechts unzählige Requisiten aufgefallen. Musikinstrumente, Bilder, Säbel, Gewehre, Schnurrbarte und vieles mehr, alles fein säuberlich auf deren Verwendung wartend. Mit starken Elektromotoren angetriebene Auf- und Abzugsvorrichtungen sorgen permanent für die gewünschten Bühnenbilder, die zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein müssen. "Da ist absolute Stabilität und Präzision gefragt, denn die Schauspielerinnen und Schauspieler müssen sich auf sichere Installationen verlassen können, damit volle Konzentration auf ihre Einsätze gewährleistet ist ", war zu vernehmen.

Letzter Mann in der Frauendomäne

In der Damen- und Herrenschneiderei wird faszinierende und äusserst genaue Arbeit verlangt und auch geleistet. "Haute couture", nicht ein "Gschrumpf" muss es jeweils sein, bei perfekter Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern. "Da chönnte me jetz grad öppis Schöns bschtelle", warf eine Besucherin in die Runde, worauf gleich von nebenan zu vernehmen war: "Oh ja, nimmsch du mir grad d’Mass?".
600 bis 800 Kostüme werden pro Jahr hergestellt und rund 25‘000 Kleidungsstücke sollen im Lauf der Zeit zusammengekommen sein. Mit Thomas Eberhard war bei der Führung sogar eine lebende "Rarität" persönlich anwesend. Er ist nämlich der letzte Mann in einer Frauendomäne und letzter Herrenschneider von Konzert Theater Bern!

Büffelhaar... aus Schangnau?

Loosli, Schneider, Nico Delfy sind alles fein säuberlich aufbewahrte und mit diesen Namen beschriftete Gipsköpfe in der Maskenbilderwerkstatt. Erst auf den zweiten Blick konnten die sehr genauen Nachbildungen bekannter Schauspieler zur Herstellung passender Perücken erkannt werden. Eingezeichnete Linien lassen keinen Spielraum zu. Apropos Perücken. Rund eine Woche Arbeit soll für die Gestaltung der gewollten Haarpracht nötig sein. Immer öfters wird offenbar Kunsthaar aus dem asiatischen Raum und nur noch wenig Echthaar verwendet. Wer aber an das Barockzeitalter denkt, muss sich auch Büffelhaar-Perücken merken…………."von Schangnau", meinte ein Besucher trocken. Er setzte damit auch gleich einen humorvollen Schlusspunkt zu diesem sehr interessanten und aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen von Konzert Theater Bern. Die Besucherinnen und Besucher tauchten wieder aus dem "Untergrund" auf und deckten sich eifrig mit Flyern zu den laufenden oder künftigen …. oberirdischen…. Events im Stadttheater ein. Mit einem herzlichen Dankeschön an Ruedi Strüby für die perfekte Organisation klang dieser gelungene Halbtagesausflug bei einem kühlen Abschlusstrunk im Freien aus.

 

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