Halbtagesausflug der ETVV Bern-Mittelland nach Thun

"Thun hat eine Insel ....." vom 5.5.2021

-Werner Schmidiger- ……und wer dies nicht wusste, konnte sich an der Führung vom 5. Mai 2021 davon überzeugen! 33 Turnveteraninnen, Turnveteranen und Angehörige liessen sich von drei kompetenten Stadtführerinnen von Thun Tourismus viele Sehenswürdigkeiten am „Tor zum Berner Oberland“ zeigen. Die Zähringer-Stadt hat viel zu bieten und die Umgebung lädt zu manchem Trip zu Wasser oder Land ein.

Ob Organisator Res Maurer absichtlich den Eingangsbereich der Amavita-Apotheke im Bahnhof Thun als Besammlungsort wählte, weiss der Schreibende nicht ;-) . Die Impfplakate vor der Tür und die „maskierte Turnveteranen-Familie“ deuteten aber unmissverständlich darauf hin, dass wir uns (immer noch) in einer besonderen Lage befinden. Getreu den behördlichen Schutzmassnahmen erhielten die drei gut gelaunten Elfer-Gruppen von den weiblichen Führerinnen (Frauen Kocher, Mischler und Niederhauser) erste interessante Hinweise zu Thun und Umgebung. So zum Beispiel, dass die Zähringerstadt mit 44‘000 Einwohnerinnen und Einwohnern die 12-grösste Stadt der Schweiz ist und mit der Aare, dem längsten Fluss unseres Landes, eine echte Sehenswürdigkeit besitzt. Viele reiche Ausländer und Prominente wie der Komponist Johannes Brahms zog es in der Blütezeit des Tourismus (19. Jahrhundert) in die prächtigen Hotels wie „Thunerhof“ (heute Stadtverwaltung) oder „Beaurivage“ (heute mit Wohnungen und Restaurants).

Die „Banane“ als Aare-Teiler

Bald schon wurden wir in die „Geheimnisse der Aare-Teilung“ eingeweiht. Vor rund 300 Jahren hatten die  Bauern des Kandertals immer wieder mit Hochwasser (aus dem Gasterntal) zu kämpfen. Daraus entstand das Begehren, man möge doch die „Kander“ in den Thunersee umleiten. Dem wurde entsprochen, aber damit verlagerte sich das Überschwemmungsproblem nach Thun! Als Teil der Lösung entpuppte sich die Teilung nach dem Aarebassin am Ende des Sees in die Innere und Äussere Aare. Dazwischen entstand die bereits erwähnte, rund 700 Meter lange und etwa 100 Meter breite „Insel“, in der Form einer Banane gleichend, und mit dem  „Bälliz“ als Einkaufs- und Begegnungsstrasse. Um den immer wieder auftauchenden Hochwassern (1999/2005) endgültig Herr zu werden, wurde später noch ein langer, unterirdischer Hochwasserstollen mit sechs Metern Durchmesser gebaut. Heute wird dem rechtzeitigen Abfangen von Schwemmholz, den regelmässigen  Kontrollen  und der vom Wasseramt in Bern ferngesteuerten Wassermengen-Regulierung bei den Schleusen grosse Beachtung geschenkt.

Weiter ging der Marsch, vorbei am legendären „Freienhof“ (heute Vierstern-Hotel, früher Gefängnis und Warenhandelsplatz mit Schiffen), entlang dem Aarequai zum Mühleplatz mit der Skulptur des Schweizer Bildhauers Schang Hutter.

Die "Zähringer und was sie hinterliessen

Am Rathausplatz, einem der Herzstücke von Thun, mit dem darüber thronenden, imposanten  Schloss, war viel zu erfahren aus der Zeit des 12. Jahrhunderts, als an dessen Ende die Zähringer in unser Land kamen und das Schloss erbauten. Mit dem Eintritt in die Obere Hauptgasse fiel die einzigartige Hochparterre- und Souterrain-Bauweise der Thuner Altstadt auf. Diese hochgelagerten Trottoire haben übrigens nichts mit Wasserschutzmassnahmen (wie etwa in Langenthal) zu tun. Viele kleine, feine und traditionelle Geschäfte gibt es dort, aber leider prägten auch leer stehende Ladenlokale diese Gasse. „Corona“ hinterliess hier seine Spuren ebenso wie das kleine weisse Zelt, in welchem „Selbsttests“ angeboten wurden! Wer sich Zeit nahm, entdeckte etliche kleine, schmucke Ornamente, Fenster-Verzierungen und gar eine Tafel an einem Gebäude zu Ehren von Napoleon III., der offenbar Mitte des 19. Jahrhunderts zeitweise seine Ferien dort verbrachte.

Etwas für die Fitness!

Wie es sich für ältere Semester aus Turnerkreisen gehört, wurde nicht etwa der vorhandene Lift zum Schlossberg benutzt. Das Hochsteigen auf den ersten 119 Treppenstufen war Ehrensache. Beim Zwischenhalt bei einer kleinen, offenen und von 8 Säulen getragenen Plattform mit einer Deckenmalerei von Roman Tschabold, erfuhren wir unter anderem etwas zum „Fulehung“, dieser Symbolfigur von Thun, die jeweils Ende September beim Volksfest („Ausschiesset“) der Kadetten frühmorgens durch die Gassen zieht. Um unserem Ziel, dem Schlossberg, näher zu kommen, mussten weitere 63 Stufen der Treppe bis zur Schlosskirche bewältigt werden. Belohnt wurden wir mit einer tollen Aussicht über das Thunerseebecken. mit Niesen und Stockhorn im Hintergrund. Zu sehen war übrigens auch der sogenannte Moränenhügel (seinerzeitiger Kanderdurchstich in den Thunersee). Dank dem Wetterglück konnten wir auch erahnen, warum die weltbekannten Maler Paul Klee und Ferdinand Hodler diese schöne Landschaft immer wieder als Motiv für etliche ihrer Gemälde nutzten.

Piazza Don Roberto?

Im Schlosshof fand der erste Teil unseres Halbtagesausfluges seinen Abschluss. Umgeben von historischen Bauten und dem 2014 eröffneten Hotel-Restaurant-Seminar-Komplex „Schlossberg“ wurde für ein Gruppenfoto posiert, ehe dann entlang dem Aarequai auf der Terrasse der Pizzeria „Primavera“ Hunger und Durst gestillt werden konnten….selbstverständlich wieder „Corona“-konform! ……und übrigens weiss der Schreibende auch hier nicht, ob die Pizza „Don Roberto“ tatsächlich auf dem Teller des gleichnamigen Turnveteranen „gelandet“ ist.

An dieser Stelle sei Res Maurer für die tadellose Organisation und Andreas Lehmann für die tollen Fotos herzlich gedankt.

Bei Res, der in den 1960er-Jahren in Thun seine KV-Lehre absolvierte, dürften beim Rundgang wohl hie und da einige Gedanken aus dieser Zeit durch den Kopf gegangen sein, oder nicht?
Unser Glaube, dass uns die Pandemie keinen Strich durch die Rechnung macht, hat uns geholfen.
Wir sind froh, ein Wiedersehen mit Gedankenaustausch ermöglicht zu haben.
Alle waren sich einig: „In jeder Beziehung, vielen Dank und Daumen hoch!“

Nächste Anlässe (hoffentlich!)

Samstag, 29. Mai 2021: "Jubiläums Hauptversammlung 125 Jahre ETVV Bern-Mittelland" in Bern
Mittwoch, 1. September 2021: "Gläserner Ausflug in die Innerschweiz" (Tagesreise)
Samstag/Sonntag 9./10. Oktober 2021: "125. ETVV-Jubiläums-Tagung" in Thun

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