Tagesausflug der ETVV Bern-Mittelland ins Emmental

Wenn Engel reisen . . .  am 4.9.2019

-Werner Schmidiger- 3 Veteraninnen, 21 Veteranen der eidgenössischen Turnveteranen-Vereinigung Bern-Mittelland und 13 Angehörige durften am 4. September 2019 offensichtlich die Richtigkeit dieses Titels zur Kenntnis nehmen. Beste Stimmung, kulinarischer Höhenflug und ein abwechslungsreiches Programm, gekoppelt mit  …..Prachtswetter waren verdienter Lohn für die "Engel-Reisegruppe".

Mit zunehmender Dauer des diesjährigen Tagesausflugs ins Emmental bestätigte sich der in der Ausschreibung enthaltende Slogan „Nid zwiit, schön u gmüetlech“. Nach kurzer Carfahrt, stellte der Chauffeur der Firma Hirsbrunner (Worb), Fritz Schneider, bereits seinen Humor unter Beweis. Er forderte nämlich alle Reisenden auf, beim Aussteigen unbedingt zuerst die Sicherheitsgurten zu lösen…. was bereits beim ersten Halt in Schüpbach bestens klappte. Niemand nahm nämlich seinen Sitz mit ins Restaurant „Kreuz“, wo Kaffee und Gipfeli als erste Stärkung und zu lüpfigen Musikboxstücken serviert wurden. Bald darauf standen auch schon drei Pferdegespanne mit schön dekorierten Wagen bereit, um nach den hüh-, hrr- und anderen Rufen ihrer Führer folgsam Kurs auf Eggiwil zu nehmen. Bei der eineinhalbstündigen Fahrt dem Lauf der Emme entlang waren interessante Détails zu erfahren. Stellvertretend dafür eine kleine Geschichte aus dem Jahr 2003.

Stationstheater als Vorläufer einer Fernsehsendung

In Erinnerung an den Bauernkrieg (1653) wurde in Eggiwil ein dreiteiliges sogenanntes Stationstheater ins Leben gerufen, das offensichtlich auf grosses Interesse stiess. Die Organisatoren rechneten mit rund 1‘500 Zuschauerinnen und Zuschauern, wurden dann aber mit über 5‘500 völlig überrant. „Aber es waren keine Stimmen zu hören, dass deswegen etwas nicht geklappt hätte“, erzählte Kutscher Kurt Meier und lobte damit die  flexiblen Organisatoren. Offensichtlich war diese gelungene Theaterproduktion Anstoss für die Idee des Schweizer Fernsehens, in dieser Gegend etwas zu produzieren.

Nachdem sich die Fernsehleute von Einheimischen einen geeigneten Standort empfehlen liessen, entstand  schliesslich 2004 die bekannte und beliebte Sendung „Sahlenweidli“, getreu nach dem Motto „Leben wie zu Gotthelfs Zeiten“.

Wer sich achtete, entdeckte bei den Fahrten durch die hügelige Landschaft des Emmentals viele schöne, blumengeschmückte Häuser und weidende Tiere auf saftig-grünen Wiesen. Dass die vielen Kühe und Schafe in den steilen Hängen mit Steigeisen unterwegs seien, war nur ein böses Gerücht. Die zahlreichen Namensschilder an Stangen oder Hausfassaden oder die strassenüberquerenden Schulkinder könnten Beweis dafür gewesen sein, dass es auch in abgelegenen Gebieten nachwievor sesshafte Jugend gibt. „Hie hinger chunnt  o vilecht nid jede Fernsehsänder“, meinte ein Teilnehmer humorvoll.

Nebst Schrattenfluh und Hogant vor Augen war im Gebiet Bumbach/Schangnau auch jener Hang mit Skilift zu entdecken, an dem Skistar und Weltmeister Beat Feuz sein „Handwerk“ erlernte und bei guten Schneeverhältnissen jeweils auch gleich bis nach Hause fahren konnte. Nach einer nicht gefestigten Überlieferung  will ein Teilnehmer den kleinen Beat hier schon in Windeln skifahren gesehen haben!

Kemmeriboden-Meringues….im Nachgang zum Menü?

Die lustige Rösslifahrt, auch gespickt mit dem Griff in die Witzkiste einiger Teilnehmer, löste gegen Ende schon das eine oder andere Magenknurren aus. Der Appetit musste gut gewesen sein, liessen es sich die meisten Teilnehmenden nicht nehmen, nach dem (ausgezeichneten) Menü trotzdem  noch eine kleinere bis mittlere Portion der berühmten Kemmeriboden-Spezialität zu verzehren. Und etwas hat der Schreibende gelernt. Es gibt (neu) in diesem bekannten Ausflugsrestaurant auch eine sogenannte „Baby-Variante“ von Meringue-Glacé.

Kurz vor der Abzweigung zum „Knubel“ setzte ein Landwirt die Turnveteranenschar in Angst und Bange. In steilem Gelände sprühte er nämlich – beängstigend nahe der Strasse – aus vollem Rohr seines Gefährtes „Bschütti“ den Hang herunter. Zum Glück traf er den Car nicht und die Düfte waren vergänglich!
Wer hat die kreative Verkehrstafel gesehen, die uns eindrücklich auf die letzte Station unserer Reise hinwies? Unserem Fotografen entging diese Kreation jedenfalls nicht!

Qualitätsalphörner seit 1925

So konnten wir schliesslich auf dem „Knubel“ bei Bachmann’s Alphornmacherei erfahren, wie lange schon und wie dort die „Hörner“ in Handarbeit gefertigt werden. 45 Jahre ist er schon dabei, der Referent, Hansruedi Bachmann. Und als der gelernte Landwirt Schritt um Schritt erklärte, wie so ein Schmuckstück entsteht, wurde klar, weshalb bis zur Fertigstellung rund 80 Arbeitsstunden investiert werden. Krumme Tannli, Haselfichte, Mondholz, Pedigrohr, Fensterkitt, Weidenstock-Wurzeln, Leinöl, Messer, Hobel, Heiss- und Kaltleim,,und vieles mehr tauchte irgendwann bei seinen Erklärungen aus der jahrelangen Tradition der Alphornherstellung auf. Hansruedi Bachmann übernahm den 1925 gegründeten Betrieb seinerzeit von seinem Schwiegervater, der in der Vierzigerjahren ein erstes, zweiteiliges Alphorn anfertigte….und das übrigens heute noch funktioniere, wie er erläuterte. Zur Zeit werden pro Jahr 25 bis 30 mehrstimmige und mehrteilige Schmuckstücke hergestellt und (auch) weltweit exportiert. Während zu Beginn ein Alphorn rund 100 Franken kostete, müssen die Kunden aktuell je nach Modell zwischen 3‘700 und 5‘700 Franken bezahlen. Wahrlich immer noch ein bescheidener Stundenlohn, oder?

Die Tradition auf dem „Knubel“ scheint erfreulicherweise gesichert zu sein. Seit 19 Jahren hilft nämlich auch der Junior von Hansruedi Bachmann, Walter, bei der anspruchsvollen Produktion tatkräftig mit. Da er zudem seit seinem zehnten Lebensjahr selber leidenschaftlich Alphorn spielt, wird er jeweils die eigenen Instrumente qualitativ gut beurteilen können.

Robertos Dankesbotschaft

Beim Schlusstrunk vor Bachmann’s Bauernhof und Schreinerei dankte Turnveteran Roberto Bonetti mit dem bekannten Lied „La Montanara“ den Organisatoren für den tollen Tag und, dass (fast) alle Anwesenden beim abschliessenden „Trueberbueb“ mitsangen, war Ausdruck von Freude und Zufriedenheit, auf 930 Meter ü.M. in der Stille des wunderbaren Emmentals. Chauffeur Fritz Schneider brachte in der Folge die gut gelaunte Schar pünktlich und sicher nach Bern zurück. Eben ganz nach dem Motto: „Nid zwiit, schön u gmüetlech“.

 

Fotos von Andreas Lehmann

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