„alter Bären“ erzählt Eisenbahngeschichten
Mittwoch, 7. Mai 2025 – Besuch im Dorfmuseum alter Bären in Konolfingen
-Werner Schmidiger- 29 Eidgenössische Turnveteraninnen und Turnveteranen der Gruppe Bern-Mittelland und deren Verwandte oder Gäste folgten der Einladung zum Besuch der Sonderausstellung „Eisenbahnen des Emmentals“.
Ganz so zufällig kam die exklusive Führung durch das Museum „alter Bären“ nicht zustande. Bereits bei der 2018 besuchten Sonderausstellung „Galgen-Tschugger-Polizei“ (wer erinnert sich?) waren unsere Turnveteranen-Kameraden Res Maurer und Willi Blaser massgeblich beteiligt an einem interessanten Blick in das „Bijou“ an der Burgdorfstrasse 85 in Konolfingen. Res war damals Präsident des Vereins alter Bären und Willi als Vorstandsmitglied zuständig für Medien und Werbung.
Nun, sieben Jahre später, wieder Treffpunkt am gleichen Ort. Der jetzige Vereinspräsident Christoph Zürcher begrüsste uns nicht nur, sondern führte auch eine der drei Gruppen gekonnt durch die grosse Themenwelt des Museums. Werner Weber (Museums-Co-Leitung) und Willi (Vizepräsident, Kleinkultur, Kommunikation) taten dasselbe für die zwei andern Gruppen.
In liebevoll eingerichteten Räumen tauchte man ein in die Vielzahl unzähliger Requisiten und Dokumentationen. Alle erzählten in unterschiedlicher Aufmachung die Geschichte von Konolfingen, Erinnerungen an Grossmutters Zeiten, erinnerten an Friedrich Dürrenmatt, an die Arztfamilie Schüpbach, an die legendäre „Siedi“, die Berner Alpen Milch Gesellschaft, oder an die gruseligen Geschichten vom Galgenhubel. Christoph Zürcher brachte es beim Rundgang auf den Punkt: „Es git so viu z’gseh, da müesst ihr später no einisch cho“. ….Recht hatte er mit diesem gekonnten „Werbespott“!
Ursprung für die Sonderausstellung „Eisenbahnen des Emmentals“ war das 125-Jahr-Jubiläum der 1899 eröffneten Burgdorf-Thun-Bahn (BTB). Diese Bahn spielte für die Lokalgeschichte eine zentrale Rolle, denn ohne die BTB kein Dorf und ohne Dorf keine Gemeinde, hiess es damals. Mit der BTB kam Konolfingen in die Europäischen Schlagzeilen. Das moderne Dorf, symbolisiert durch Strassen- und Eisenbahn-Verkehr, Start für das neue Zentrum an der Strassenkreuzung und dem Bahnhof.
Der Gang durch das Museum zeigte auf, dass es mehr als nur um die BTB ging.
Kanton Bern und Eisenbahnen
Das erste Eisenbahngesetz (1852) sah vor, dass der Bau und Betrieb von Eisenbahnen dem Kanton und Privaten zu überlassen sei. So schlossen noch im gleichen Jahr der Kanton Bern mit der Schweizerischen Centralbahn (SCB) einen Vertrag ab. Daraus entwickelte sich ein zeitweise heftiges Ringen um Rechte, Pflichten und Konzessionen beim Bau neuer Strecken (Olten-Herzogenbuchsee-Bern, Herzogenbuchsee-Solothurn). 1857 galt als Schicksalsjahr. Knackpunkt des Streckenbaus für die SCB war der Hauensteintunnel. Schon vorher gab es Spannungen zwischen ihr und dem Kanton Bern). 1857 erhielt die SCB die Konzession für die Ost-West Bahn, gegründet unter dem Schlagwort: „Volksbahn gegen die Herrenbahn“ als Konkurrenz zur SCB und NOB (Schweizerische Nordost-Bahn).
Die Eisenbahnen des Emmentals
Dem Motto der Sonderausstellung folgend, war logischerweise Etliches zum Thema „Eisenbahnen des Emmentals“ zu sehen und zu erfahren. So zum Beispiel die Eröffnung der BTB im Jahr 1899, der ersten vollelektrischen Eisenbahn Europas. Am besten lässt sich das umfangreiche Bahnnetz mit den vielen Verbindungen, Unternehmungen und Fusionen im Plan „Betriebseröffnungen der Bahnlinien Jura-Oberland“ (siehe Foto) aufzeigen.
Jede Vitrine gab bildlich, textlich und mit Modellen Auskunft zu Linien und Bahnbetrieben. Apropos Modelle: Die DE 2/2 Wagen sind heute noch an zwei Standorten ausgestellt. Nr. 1 im Technischen Museum München (heute in Freilassing) und die Nr. 2 im Verkehrshaus in Luzern. Sie erinnern daran, dass die Technische Elite Europas um 1900 nach Konolfingen pilgerte. Etliche Bilder aus der Zeit des Drehstrombetriebes (1899-1933) waren ebenso zu sehen wie viele, in Handarbeit selber hergestellte, Wagen, Loks oder Bestandteile….zum Teil übrigens auch von Werner Weber, der zur Geschichte der Eisenbahn etliche Détails zu erzählen hatte. Unter anderem begründete er, weshalb die 1892 in Betrieb genommene Brienz-Rothorn-Bahn als „Triebfeder“ für den Bau verschiedener Bahnen in der Region galt. Auch die „Spanisch Brötli-Bahn-Geschichte“ war ein Thema, und das System des Glockenbetriebes mit Telefon und Kurbelinduktoren als Teil der damaligen Bahnwärter-Aufgaben wurde einem näher gebracht.
Das Argument der seinerzeitigen Bahnbauten macht Eindruck: „Anschluss an die Welt“!
Kulinarischer Abschluss im Dachstock
Zur Exklusivität der erlebten Führung gehörte auch das kreative „Zvieri-Plättli mit Dessert“, das zum Schluss im Dachstock des Museums hergerichtet und serviert wurde. ….übrigens durch das Führer-Trio persönlich. Kompliment! Es schmeckte ausgezeichnet! So bleibt nach einem informativen, lockeren Nachmittag Res Maurer für die Organisation, der Vereinscrew für die kompetente Führung und die kulinarischen Leckerbissen sowie Andreas Lehmann für die Fotos ganz herzlich zu danken.