Mittwoch, 11. September 2024 – Besuch der eidgenössischen Turnveteranen-Vereinigung (ETVV), Gruppe BE-Mittelland) in der Asphaltmine in La Presta
-Ruedi Strüby / Werner Schmidiger–
Mit „der harte Kern“ bezeichnete Organisator Res Maurer die 3 Turnveteraninnen, 13 Turnveteranen und 6 Begleitpersonen bei der Begrüssung zum diesjährigen Tagesausflug der ETVV, Gruppe Bern-Mittelland. Wohl deshalb, weil sich (leider) nur 22 Kolleginnen und Kollegen auf den Weg ins Val-de-Travers machten. Beim Kaffee und Gipfeli im Restaurant La Tène in Marin dauerte es nicht lange, bis ein erster Surfer auf dem Neuenburgersee den aufkommenden Wind nutzte und seine Künste aus der Ferne bestaunt werden konnten. Bei herbstlichem Wetter rückte das erste Ziel näher und alle waren gespannt, was Minen-Führer „Fredy“ zur Geschichte des Asphaltabbaus zu erzählen hatte.
Kompetente Führung
1711 erkannte ein fortschrittlicher Wissenschafter auf dem Gebiet des Asphalts, der griechische Arzt Eirini d`Eirinis, die erste Fundstätte auf der Nordseite des Talhangs im Val-de-Travers. Zunächst interessierten ihn vor allem therapeutische Wirkungen. Die erste Fundstelle wurde im Tagebau betrieben, und es scheint erwiesen, dass der Abbau bis 1812 auf diese Fundstelle bei La Combe-Vaubayon beschränkt blieb. Ab ca. 1830 fand der Abbau an einer zweiten Fundstelle statt, La Presta, auf der Südseite des Tals.
Nachdem die Mine mehrmals den Besitzer gewechselt hatte, ging sie 1873 in den Besitz eines englischen Unternehmens. Um 1960 wechselte der Besitz zu einem der grössten Strassenbauunternehmen Europas, der englischen Tarmac.
La Presta besteht aus zwei Stollen Systemen: Das ältere mit einer Gesamtlänge von 80 km, das neue mit einer Gesamtlänge von 20 km.
Nach dem geschichtlichen Abriss ging es auf die Erkundung des Stollen-Systems. Am Eingang des Hauptstollens fassten alle ihren Helm und wurden die Taschenlampen verteilt. Der Hauptstollen mit dem Namen Simplon, dies in Anlehnung an den ebenfalls im Jahr 1906 eröffneten Simplontunnel, sollte uns ca 900m ins Innere führen.
Wir konnten sehen, wie in neuerer Zeit die Decken mit Verschraubungen vor dem Einsturz abgesichert wurden, um die 3-5.5m hohen Asphaltwände abbauen zu können. Früher wurden sie mit Tannenpfählen abgestützt, was einerseits viel aufwendiger war und anderseits durch das vorhandene Wasser am Boden die Pfähle zu faulen begannen und nach 4-5 Jahren ersetzt werden mussten.
Für die Sprengung wurde Schwarzpulver verwendet, das in 20-25 Bohrlöcher eingefüllt und mittels Zündschnüren gezündet wurde.
In einem Film im Stollen konnten wir sehen, wie der Abbau vor sich ging. Nach der Sprengung wurden von den Mineuren die gesprengten Asphaltbrocken mit Pickel gelöst und mit Schlaghammer verkleinert und anschliessend auf Rollwagen verladen. Mit Seilzug wurden die Wagen zur Sammelstelle gebracht, von wo sie mit Kraft von Pferden weitertransportiert wurden. Jeder Wagen hatte eine Nummer, so dass genau kontrolliert werden konnte, ob jeder Mineur sein Tagessoll von 11 Wagen à 500kg Gestein auch wirklich abgebaut hatte. Ein eindrücklicher und harter Knochenjob. In der Blütezeit arbeiteten 120 Mineure gleichzeitig in der Mine.
Ab 1970 wurde dann auf Pferdekraft verzichtet uns spezielle Fahrzeuge übernahmen den Transport.
Auf unserer sehr interessanten und kompetenten Führung begegneten uns auch andere Besuchergruppen, was bei einer jährlichen Besucherzahl von 22000 Personen nachvollziehbar ist.
Der Abbau in der Mine wurde 1986 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
Kein Besuch im „Bergmannsgarten“
Wer die Mine nicht besichtigen wollte, hatte die Möglichkeit, sich im dazugehörenden Museum bei zahlreichen Illustrationen ein Bild davon zu machen wie die Arbeiter während rund drei Jahrhunderten dem Berg das seltene und wertvolle Gestein entnommen hatten. Als Alternativprogramm war auch ein Besuch im „Le Jardin des mineurs“ geplant. Wegen gefährlichen Baustellen musste aber leider aus Sicherheitsgründen darauf verzichtet werden. Schade, denn rund um das 1400 m2 grosse Biotop, entlang des kargen Flüsschens l’Areuse und nahe dem Dörfchen Travers, wäre bei einer interaktiven Tour bestimmt viel Interessantes zu Fauna und Flora zu sehen gewesen.
Traditionelles Mittagsmenü
Quasi zum „Pflichtprogramm“ beim Besuch der Asphaltminen gehört das traditionelle Mittagsmenü. Der in heissem Asphalt gekochte, saftige und zarte Schinken, serviert mit gemischtem Salat, Gratin und grünen Bohnen, schmeckte ausgezeichnet. Weil zum Programm von Res Maurer noch ein Zvieri-Halt im Seeland gehörte, wurde – vorausblickend! – auf das ebenso traditionelle Absinth-Dessert verzichtet. Vor der Weiterfahrt blieb noch etwas Zeit, um sich im Minen-Shop mit regionalen Produkten einzudecken.
Humor, Kaffee und Kuchen zum Abschluss
Bruno Hirsbrunner, unser „Haus-Chauffeur aus Worb“ trug mit sicherer Carfahrt zum guten Gelingen des diesjährigen Tagesausfluges bei. Einmal mehr sei ihm herzlich gedankt. Humor blieb auf der Heimfahrt auch nicht auf der Strecke, meinte doch ein Kollege beim Passieren einer Baustelle mit Strassenarbeitern: „Lue da, die tüe no gäng Asphalt abboue“. Via Neuenburg, Ins, Brüttelen, über die Hagneckbrücke und Täuffelen erreichten wir unser Nachmittags-Ziel, das Restaurant Seeblick in Mörigen. Der Organisator hatte eine gute „Nase“, als er zum Kaffee einen feien Zwetschgenkuchen mit Rahm bestellte. „Ofenfrisch und ausgezeichnet“, war da und dort ebenso zu hören wie Dankesworte von Rolf Gräub für den tollen, lehrreichen Tag.
Ein grosses Dankeschön gehört Res Maurer für die tadellose Organisation, Andreas Lehmann für die Fotos und die Hilfe beim Inkasso sowie Ruedi Strüby für seinen Teilbericht (Minenbesichtigung).
Beilage (Bilder): Fotograf Andreas Lehmann